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Energiepreise in Europa: Ist der Strom in Deutschland wirklich so teuer?

2. Januar 2025

Energiepreise spielen eine entscheidende Rolle im alltäglichen Leben. Sie beeinflussen nicht nur die monatlichen Ausgaben, sondern auch die Wahl der Energieträger und die damit verbundenen Umweltaspekte. Deutschland wird oft als eines der Länder mit den höchsten Strompreisen in Europa angesehen. Doch ist das tatsächlich so?

Der durchschnittliche Strompreis in Europa lag im ersten Halbjahr 2024 bei 28,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Im gleichen Jahr betrug der Preis in Deutschland 39,5 Cent pro Kilowattstunde, was etwa 37 % über dem europäischen Durchschnitt liegt. Zum Vergleich: In Ungarn, dem Land mit den niedrigsten Preisen, zahlten die Haushalte nur 10,9 Cent pro Kilowattstunde.

Aktueller Überblick: Was kostet eine kWh Strom in Europa?

Ranking: Strompreise Europa 2024 (Quelle) / Stand: H1 2024

Diese Zahlen werfen die Fragen auf: Warum ist der Strom in Deutschland so teuer und wie stehen die Preise im europäischen Vergleich?

Die Preisunterschiede entstehen durch verschiedene Faktoren, die eng miteinander verknüpft sind. Besonders wichtig sind dabei geografische Gegebenheiten, wie der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung und die Abhängigkeit von Energieimporten. Auch politische Rahmenbedingungen, wie staatliche Subventionen und Steuern, beeinflussen die Endpreise, die schließlich den Verbrauchern berechnet werden.

Im Juli 2024 waren die Strompreise für Neukunden in Deutschland auf einen neuen Tiefstand von 25,5 Cent pro Kilowattstunde gefallen. Mittlerweile zahlen diese (Dezember 2024) im Durchschnitt 28,4 Cent pro kWh, was immer noch unter dem Niveau vor dem Beginn der Energiekrise liegt. Im Vergleich dazu bleibt die Grundversorgung mit 40 Cent pro kWh weiterhin deutlich teurer.

Warum sind die Strompreise in Deutschland so hoch?

Wie eingangs schon erwähnt, sind die hohen Strompreise in Deutschland das Ergebnis mehrerer miteinander verbundener Faktoren. Ein entscheidender Aspekt hierzulande ist der umfassende Ausbau erneuerbarer Energien im Rahmen der Energiewende, der erhebliche Investitionen in Infrastruktur und Technologie erfordert. Diese Kosten werden zum Teil auf die Verbraucher umgelegt, was zu den hohen Preisen beiträgt.

Darüber hinaus sind die Netzentgelte für den Betrieb und die Wartung des Stromnetzes in Deutschland vergleichsweise hoch, was die Gesamtkosten zusätzlich belastet. Ein weiterer wichtiger Faktor sind auch die Steuern und Abgaben, die im internationalen Vergleich relativ hoch ausfallen. Diese steuerlichen Belastungen auf Strom erhöhen den Endpreis für die Verbraucher ebenso.

Angesichts dieser hohen Kosten gab es jedoch auch Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher, wie die Ende 2023 wieder eingestellte Strompreisbremse, die darauf abzielte, die finanziellen Belastungen zu verringern und die Strompreise auf einem erträglichen Niveau zu halten.

Ist der hohe Strompreis unvermeidbar?

Einerseits sind die hohen Preise ein Beitrag für Investitionen in erneuerbare Energien und deren Integration in die Netze. Das trägt nicht nur dazu bei, CO₂-Emissionen zu senken, sondern sichert auch eine zuverlässige und nachhaltige Stromversorgung. Solche Investitionen sind zwingend erforderlich, um den Weg in eine umweltfreundlichere Energiezukunft zu ebnen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Andererseits geraten viele Verbraucher und Unternehmen unter Druck, da die hohen Energiekosten ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden können. Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, in denen Kosteneffizienz und Stabilität wichtig sind, können steigende Strompreise eine zusätzliche Belastung darstellen – sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen.

Stromkosten im eigenen Haushalt senken: Tipps und Möglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Verbraucher ihre Stromkosten effektiv senken können. Eine gute Strategie ist, die Energieeffizienz zu steigern, etwa durch den Einsatz von energieeffizienten Geräten und LED-Beleuchtung. Auch ein regelmäßiger Wechsel des Stromanbieters kann sich lohnen, da ein Preisvergleich häufig zu spürbaren Einsparungen führt. Eine langfristige Lösung zur Senkung der Stromkosten ist die Investition in Solaranlagen, mit denen ein Teil des Stroms selbst erzeugt werden kann.

Darüber hinaus wird der Ausbau smarter Stromnetze dazu beitragen, den Energieverbrauch zu optimieren und den Zugang zu günstigeren Strompreismodellen zu erleichtern.

Fazit: Ist der Strom in Deutschland wirklich so teuer?

Deutschland hat mit die höchsten Strompreise in Europa. Das ist nicht ohne Grund. Die Investitionen in erneuerbare Energien, die hohen Steuern und Abgaben sowie die Betriebskosten des Stromnetzes sind einfach zu hoch. Aber im europäischen Vergleich ist der Preis in Deutschland gerechtfertigt. Schließlich ist die Versorgungssicherheit gewährleistet und nachhaltige Energiequellen werden gefördert.

Die Entwicklung der Strompreise in Deutschland ist schwer vorherzusagen. Es gibt zahlreiche Faktoren, welche einen Einfluss auf die Preisgestaltung haben – von der globalen Energiemarktlage über politische Entscheidungen bis hin zu den Fortschritten bei der Energiewende. Die Energiekosten hängen nicht nur von den aktuellen Preisen ab, sondern auch von zukünftigen Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien. So bleibt die Frage, wie sich die Strompreise langfristig entwickeln werden, angesichts der komplexen Einflussfaktoren weiterhin offen. Dennoch haben Verbraucher durch bewusstes Nutzungsverhalten und geschickte Tarifwahl erhebliche Einsparpotenziale.