Eines ist bereits jetzt klar: Die Energieversorgung der Zukunft ist geprägt durch eine größere Anzahl von Einflussfaktoren als jemals zuvor. Die Energiesystem war in den letzten 150 Jahren davon geprägt, dass eine überschaubare Anzahl von Kraftwerken aus fossilen Energieträgern nutz- und verteilbare Energie erzeugten. Heute, und verstärkt in den kommenden Jahrzehnten, steht die Energiewirtschaft dagegen vor der Herausforderung, Millionen von Anlagen mit erneuerbarer Energieerzeugung zu koordinieren und damit eine wachsende Stromnachfrage zu befriedigen. Da dabei das Wetter eine immer größere Rolle spielt, wohingegen die Vorhaltung von Energie durch Speichersysteme erst am Anfang steht, wird die Erzeugung immer differenzierter und die Netzstabilität ein wachsend fragilerer Faktor. Deswegen steht außer Frage, dass der Aufbau von intelligenten Stromnetzen inklusive aller dazu benötigten Systeme heute auf der Agenda der Stromwirtschaft an erster Stelle stehen muss. Nur Smart Grids sind in der Lage, Erzeugung und Verbrauch von elektrischer Energie in diesem komplexen Umfeld auf dem aktuellen Niveau aufrechtzuerhalten.
Um dem menschengemachten Klimawandel zu begegnen, werden fossile Energieträger zu Auslaufmodellen. Nichtsdestotrotz ist ein vollständiger Verzicht z. B. auf Gaskraftwerke in den nächsten Jahrzehnten auf Grund des weiter wachsenden Energiehungers noch nicht möglich. Völlig neue Verbraucher wie der Mobilitäts- oder auch der Wärmesektor, die bisher das Energiesystem kaum tangierten, spielen in Zukunft eine stark wachsende Rolle. Zudem erzeugen die volatilen Wetterverhältnisse immer wieder Szenarien, in denen die Versorgungssicherheit nicht komplett aus erneuerbaren Energien gewährleistet werden kann. Es müssen daher auch weitere Kapazitäten bei Energiespeichern geschaffen werden. Dabei wird die Wasserstoffwirtschaft ebenso eine Rolle spielen, wie die das bidirektionale Laden von Elektroautos oder die Heimspeicher.
All diese Einflussgrößen zu erfassen, mit dem Verbrauch abzugleichen und das alles sinnvoll und klimafreundlich zu steuern, das ist absolut notwendig und kann nur durch intelligente Stromnetze erreicht werden. Dabei werden auch neue Marktmechanismen zum Tragen kommen, die bisher kaum entwickelt sind. So spielen geldwerte Vorteile durch spezielle Tarife, mit denen die Nutzung oder die Reduktion des Verbrauchs angeregt werden können, bisher kaum eine Rolle. Auch die kurzfristige Zurverfügungstellung von Speicherkapazitäten wird dabei in den Blick geraten. All das ließe sich durch KI-gesteuerte Kommunikation zwischen Erzeugern, Netzbetreibern und Verbrauchern im großen Stil organisieren. Die Vorstellung, dass Millionen Menschen eine Nachricht erhalten, dass es jetzt extrem günstig ist, den Ladevorgang ihres E-Autos zu starten, weil die Offshore-Windanlagen gerade im Frühjahrssturm mit voller Leistung rotieren – das sind realistische Szenarien, die sich mit intelligenten Systemen im Handumdrehen umsetzen ließen. Die Energieversorgung der Zukunft wird daher im Wesentlichen auch eine kommunikative Herausforderung sein, um die technologischen Möglichkeiten komplett und effizient auszuschöpfen.